Philip Schmitz
Wildtiere leben heute in nahezu allen Lebensräumen unter stark anthropogenen Einflüssen. In Kulturlandschaften treffen die Tiere auf vorwiegend künstliche Bedingungen, was Nahrungsverfügbarkeit
und -verteilung anbelangt, ebenso wie Deckung, Rückzugsräume, Artenspektren von Tieren und Pflanzen oder Wasserverfügbarkeit, um nur die Wichtigsten zu nennen. Ebenso beeinflusst das weitgehende
Fehlen großer Beutegreifer, wie Wolf, Luchs, Bär oder große Greifvögel die Wildtierpopulationen. Diese sehen sich heute einem deutlich verminderten Selektionsdruck ausgesetzt, was oft zu rapidem,
aber auch sehr selektivem und somit einseitigem Populationswachstum weniger Arten führt. Krankheiten können sich unter solchen Bedingungen leicht ausbreiten, wie es derzeit bei der Afrikanischen
Schweinepest, der Staupe oder der Räude zu beobachten ist. Alte, kranke, verletzte oder schwache Tiere, die unter naturnahen Bedingungen von Beutegreifern geschlagen würden, überleben nun
deutlich länger, was einerseits zu einer Verbreitung von Krankheiten innerhalb der Population, anderseits beim Individuum zu einem längeren Leiden des Tiers führt. Der Mensch ist hier in der Lage
und in der Verpflichtung, regulierend durch die Jagd einzugreifen. Einerseits ist hier eine Beeinflussung der Bestandsgröße von Wildtierpopulationen das Ziel, andererseits dient die Jagd
selbstverständlich auch dem Nahrungserwerb. Wildtiere nachhaltig zu nutzen kann ebenso aktive Naturschutzarbeit sein, wie die Wiederansiedlung und der Schutz von Wildtieren. Dies beides sind
Teilaspekte umfassender Erhaltungsbemühungen. Natürlich muss sich diese Tätigkeit nach ökologischen Vorgaben richten, was ich als Jäger und Wildbiologe umsetzen möchte.
Selbstverständlich wird Wildtiermanagement nicht nur mit einem Gewehr umgesetzt. Eine schnelle und möglichst schonende Tötung von Tieren muss auch in Tierschutzprojekten, Zoologischen Gärten und anderen Einrichtungen aus verschiedensten Gründen von Zeit zu Zeit durchgeführt werden, ist jedoch nur als ultima ratio zu verstehen. Deutlich häufiger ist es angezeigt, Tiere eher zu behandeln oder lebendig zu entnehmen. Das Fangen und direkte "Handling" von Tieren ist zumeist mit einem großen Aufwand verbunden; in Freilandprojekten ist es nur in den seltensten Fällen möglich. Aus diesem Grund kommen Narkosewaffen oder andere Teleinjektionsgeräte (z.B. Blasrohre) zum Einsatz. Wir beide sind im Umgang mit solchen Geräten geschult, und unsere Sachkunde im Bezug auf Tierimmobilisation wird (bei Philip Schmitz) durch die angewandte Jagdpraxis ergänzt und unterstützt.