Abgeschlossene Projekte

Auf dieser Seite geben wir einen Überblick über bereits abgeschlossene und publizierte Forschungsprojekte. Neben einer allgemeinen Einführung in das jeweilige Thema stehen kurze Zusammenfassungen der Ergebnisse zum Download bereit.


Raumnutzungs- und Erkundungsverhalten von Wisenten nach der Wiederansiedlung in Deutschland

Philip Schmitz, Stephanie Caspers, Paige Warren & Klaudia Witte


Im Jahr 2013 wurde im ersten Projekt zur Wiederansiedlung von Wisenten im Deutschen Mittelgebirge eine Gruppe von Wisenten in Freiheit entlassen.

Gerade das Raumnutzungs-und Erkundungsverhalten von großen Wildtieren ist in Freilandstudien nur selten zu beobachten. Wir haben daher diesen Prozess intensiv verfolgt und uns dabei auf drei Fragen konzentriert:





(1) Wie haben die Tiere das Gebiet auf täglicher Basis genutzt?

(2) Wie haben die Tiere das ihnen unbekannte Gebiet erschlossen?

(3) Änderten sich die Habitatpräferenzen mit der Zeit?


Wir konnten zeigen, daß die Tiere ihr Gebiet sukzessive erweiterten, mit einer durchschnittlichen Rate von 539 m/Monat. Die Größe der an einem Tag genutzten Gebiete lag zwischen 70 und 173 ha, die täglichen Wanderstrecken zwischen 3,6 km und 5,2 km. Diese Gebiete verlagerten sich von Tag zu Tag durchschnittlich um
389 bis 900 m.

Wir konnten drei größere Erkundungsphasen identifizieren, in denen die Tiere ihnen völlig unbekannte regionen betraten und dort anschließend einen Lebensraum erschlossen. Während der Phase der Kalbgeburten waren die täglichen Wanderstrecken reduziert und der Bulle löste sich von der Herde. Während der Brunft kehrte er unvermittelt zurück. Das Wanderverhalten der Herde nahm leicht zu.

Die Tiere bevorzugten Fichtenwälder, Windwurfflächen und Offenland, also vor allem nahrungsreiche Gebiete. Buchenwälder wurden vermieden. Diese Präferenzen änderten sich leicht im Jahresverlauf, wahrscheinlich der Pflanzenentwicklung folgend.

Das komplette Streifgebiet umfasste 42,5 km².

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First steps into the wild.
2015 Schmitz etal PLOS ONE.pdf
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Lebensraumeignung für Wildtiere

Stephanie Caspers

 

Im ersten Projekt zur Wiederansiedlung von Wisenten in Deutschland wurde die Lebensraumeignung des geplanten  Projektgebietes in einem privaten Wirtschaftswald im Rothaargebirge nördlich der Stadt Bad Berleburg im Bezug auf das verfügbare Nahrungsangebot untersucht. Auf zehn verschiedenen Waldflächentypen haben wir im Sommer 2012 in verschiedenen phänologischen Jahreszeiten die Pflanzliche Biodiversität und den Ertrag der verfügbaren Nahrungspflanzen gemessen und für das ganze Gebiet eine Qualitätsmodellierung vorgenommen.

 

Die Analysen zeigten, daß sich das Gebiet in Bezug auf die Nahrungsverfügbarkeit räumlich und zeitlich sehr heterogen darstellt. Die Einbeziehung der Raumnutzung durch die Tiere sollen die gemachte Analysen im nächsten Schritt verifizieren oder uns einen Weg eröffnen, diese zu verfeinern.

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Zäunung von Wildtieren - Praxistest verschiedener Zaunsysteme

Philip Schmitz & Klaudia Witte

 

Aus Managementgründen kann es notwendig sein, Wildtiere in bestimmten Gebieten ein- oder auszuzäunen. Drei solcher Zaunsysteme wurden im Langzeitversuch im Rahmen der Wisentforschung getestet. Wisente können sehr gut springen und überwinden auch mannshohe Hindernisse. Daher wurde eine Fläche des Projektgebiets durch einen Elektrozaun ausgegrenzt. Reaktionen aller vorkommenden Wildtiere wurden durch ein Fotofallen-Monitoring erfasst und bewertet. Es zeigte sich, dass ein dreilitziger Elektrozaun geeignet ist, Wisente aus einer Fläche auszugrenzen. Dabei ist jedoch strikt die notwendige Höhe einzuhalten und auch kleine Unebenheiten des Bodens sind zu vermeiden. Andere vorkommende Wildtiere wechselten nach wie vor unter dem Zaun hindurch. Für diese Arten stellt ein solches System also keine echte Barriere dar.

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Raum-Zeitverhalten von Wisenten

Philip Schmitz, Stephanie Caspers & Klaudia Witte

 

Durch telemetrische Messungen und direkte Beobachtungen von Wisenten unter Semireservatsbedingungen wurden für mehrere Jahre Bewegungsmuster der Tiere erstellt und ausgewertet. Es zeigte sich, dass die Tiere ein strikt saisonal geprägtes Verhalten haben. Während sie sich während der Vegetationsperiode annähernd komplett aus dem Gebiet ernähren, nutzen sie in der Nicht-Vegetationsperiode beinahe ausschließlich die Fütterung. Bei ihrer Raumnutzung bevorzugen die Tiere gras- und krautreiche Wiesenbereiche, Schlagfluren, sowie lichte Fichtenbestände. Ein mathematisches Modell zur Vorhersage präferierter Standorte wurde berechnet.

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Verhalten von Wisenten gegenüber Menschen

Philip Schmitz & Klaudia Witte

 

Ein wichtiger Aspekt vor einer Freisetzung war das Verhalten der Tiere auf ihnen unbekannte Menschen. Die Tiere stammen alle aus menschlicher Obhut und waren daher den Kontakt zu Menschen gewohnt. Sie zeigten keine wildtiertypische Scheu. Daher wurden in regelmäßigen Abständen Messungen der Fluchtdistanz durchgeführt. Freiwillige Feldassistenten simulierten dabei eine Wanderergruppe, die sich auf die Tiere zu bewegte. Reaktionen der Tiere, die zeitliche Latenz und räumliche Distanz wurden von mir im Videoprotokoll dokumentiert.Die Tiere zeigten an der Winterfütterung wenig Fluchtverhalten. Ein ähnliches Verhalten findet sich auch bei anderen Wildtieren in Futterstellen. Während der Vegetationszeit jedoch zogen sich die Tiere von den Menschen zurück. Eine bedrohliche Situation konnte nie beobachtet werden.

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Verhalten von Wisenten gegenüber Mensche
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Mikroklimatisch beeinflusste Raumnutzung von Wisenten

 

Philip Schmitz, Stephanie Caspers & Klaudia Witte

 

Bewegungen von Wildtieren sind oft stark beeinflusst von Witterungsbedingungen. Um dieses Phänomen zu erfassen, wurde im Wisentprojekt in der Phase vor der Auswilderung die mikroklimatische Themperaturentwicklung innerhalb des Geheges gemessen. Mit Datenloggern haben wir auf der Fläche von 89 ha stündlich die genauen Standorttemperaturen über den Zeitraum eines Jahres aufgenommen. Die Bewegungsmuster der Tiere wurden mit diesen Daten verschnitten.

Wir konnten Zeigen, daß die Tiere sehr sensibel auf standörtliche Temperaturunterschiede reagierten. Die Tiere suchten dabei im Frühjahr und Herbst mikroklimatisch wärmere Bereiche auf. Im Sommer zeigten sie deses Verhalten nicht. Im Winter war die Raumnutzung zu stark durch die Fütterung beeinflusst und die Tiere zeigten kein Migrationsverhalten. Das Besondere an diesen Ergebnissen war, daß dieses thermoregulative Verhalten innerhalb der Thermoneutralen Zone gezeigt wurde, also inenrhalb des Bereiches, in dem es für die Tiere (nach Literaturwerten) weder zu warm, noch zu kalt sein sollte. Diese Ergebnisse sollten im Management Beachtung finden, etwa im Gehegebau.

Derzeit arbeiten wir an der Veröffentlichung dieser Ergebnisse. Nach deren Publikation werden wir hier detailliertere Ergebnisse präsentieren.

 


Zeitbudget von Wisenten

Philip Schmitz, Stephanie Caspers & Klaudia Witte

 

Das Zeitbudget der Wisente wurde bei monatlichen 24-Stunden-Beobachtungen erfasst. Tagsüber wurden die Tiere mit einem Fernglas, nachts mit Hilfe eines Nachtsichtgerätes beobachtet. Der Tagesablauf der Tiere war geprägt von abwechselnden Fress- und Verdauungsphasen, bedingt durch die Pansentätigkeit. Während der Morgendämmerung zeigten die Tiere eine prägnante Fressphase, an die eine ebenfalls prägnante längere Ruhephase an­ge­schlos­sen wurde. Daraufhin wechselten sich solche Phasen unterschiedlicher Länge im Tagesverlauf ab, bis sich eine weitere dominante Fressphase anschoß, die sich bis in die Abend­däm­merung hineinzog. Die Nacht verbrachten die Tiere mit ausgedehnten Ruhephasen, nahmen jedoch auch hier zwischendurch Nahrung auf. Durch Winterfütterungen wurde das natürliche Verhalten der Tiere offenbar beeinflusst. Die Verhaltenssynchronisation der Tiere nahm ab und der Tageszyklus folgte nicht mehr dem zuvor beschriebenen Muster.


Materialanalytische Untersuchungen an Pferdehufen

Stephanie Caspers

Die Hornschalen der Hufe von Ungulaten (Huftieren) weisen beeindruckende Mikrostrukturen auf, deren genaue Wirkungsweise nur unzureichend untersucht ist. Um die Horneigenschaften jedoch zu messen, ist eine Probennahme am toten Tier und eine anschließende Lagerung der Hornproben während des Transports zu einem Labor notewendig.
In dieser Arbeit sollte gezeigt werden, ob der Lagerungsprozess Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften (E-Modulus, Härte) des Horns hat. Geeignete Fixierungsmethoden sollen in Nachfolgeprojekten zur Anwendung kommen.

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Strategien von Haremshengsten bei Przewalskipferden

Philip Schmitz

 

An einer Population von über 110 Przewalskipferden im Hortobágy-Nationalpark in Ungarn wurden im Jahr 2008 über ein halbes Jahr lang Freiland-beobachtungen durchgeführt, um Strategien der Raumnutzung und des Sozialverhaltens von Haremshengsten zu ermitteln. Die Tiere lebten unter Semireservatsbedingungen und besaßen ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis, was ideale Bedingungen für die Untersuchung des Tierverhaltens darstellte.

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Taktiken der Habitatnutzung von Przewalskipferden

Philip Schmitz & Lydia Kolter


Die semi-wild lebende Population von Przewalskipferden im Hortobágy-Nationalpark stammen von Tieren aus Gefangenschaftshaltung ab.

Nach der Freisetzung der ersten Tiere war die Population in klar voneinander getrennten Harems- und Bachelorgruppen organisiert, deren Streifgebiete sich nur geringfügig überlappten. Diese räumliche Organisation änderte sich jedoch mit wachsender Populationsgröße: zusätzlich zu einzelnen Haremsgruppen schlossen sich mehrere Gruppen zu einer großen herdenartigen Struktur zusammen. Die Tiere einzelner Harems und Junggesellengruppen hielten sich in enger räumlicher Gesellschaft zueinander auf. Dies war umso überraschender, da Haremshengste ihre Haremsgruppen intensiv gegen konkurrierende Hengste verteidigen.

Um Einsichten in die räumlichen Strukturen und Hengst-Hengst-Beziehungen innerhalb der Pferdepopulation zu gewinnen, habe ich die detaillierte ethologische Untersuchungen mit Aufnahmen der räumlichen  Bewegungsmuster aller 11 Haremsgruppen im Jahr 2008 durchgeführt. Wir konnten zeigen, dass die Haremshengste der Hortobágy-Population unterschiedliche Taktiken verfolgen:

Sieben Gruppen schlossen sich untereinander und mit Bachelorgruppen zu einer großen Herde zusammen. Die Harems zeigten eine starke Überlappung der Streifgebiete. Die Hengste dieser Gruppe tolerierten die gegenseitige Nähe, zeigten jedoch zuweilen starkes agonistisches Verhalten gegen andere Haremshengste. Solches Verhalten wurde nicht gegen Junggesellen gezeigt, was darauf hindeutet, daß diese gegenüber den Haremshengsten subdominant waren und ernste Auseinandersetzungen vermieden.

Vier einzeln lebende Haremsgruppen hatten sehr viel kleinere Streifgebiete, die sich nur wenig während der Beobachtungsperiode veränderten. Die Haremshengste zeigten deutlich mehr agonistisches, jedoch nicht stark aggressives Verhalten, beschützendes und Alarmverhalten, wenn andere Hengste anwesend waren.

Die Unterschiedlichen Taktiken der Hengste hatten keinen nachweisbaren Effekt auf die Größe der Haremsgruppen oder die Anzahl des Nachwuchses pro Gruppe.

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Taktiken der Habitatnutzung von Przewals
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Habitatnutzung von Przewalskipferden

Stephanie Caspers

 

Im Hortobágy-Nationalpark in der ungarischen Puszta wurde eine Herde von über hundert Przewalskipferden unter Semireservatsbedingungen untersucht. Die Nutzung der verschiedenen Flächentypen und die darauf von den Tieren gezeigten Aktivitäten wurden erfasst. Ihre Veränderungen im Tagesgang standen ebenso im Fokus der Aufnahme wie der Einfluss von Witterungsparametern. Abschließend wurde eine Analyse der präferierten Nahrungsbestandteile durchgeführt.

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Gewässeranalyse im Hortobágy-Nationalpark

Stephanie Capsers & Philip Schmitz

 

Der Hortobágy Fluss und der Arkus-Kanal sind zwei Tieflandgewässer im Hortobágy-Nationalpark der ungarischen Puszta. Obwohl das Steppengebiet sich durch aride Witterungsbedingungen auszeichnet, überfluten diese Gewässer vor allem im Frühling regelmäßig die Puszta und sorgen für die Ablagerung von fruchtbarem Lößboden in der Steppe. Die Flusssysteme des Flachlandes zeichnen sich durch eine langsame Fließgeschwindigkeit, dichte Ufervegetation und Saumwälder, hohen Nährstofftransport, relative Sauerstoffarmut und hohe Temperaturen aus.

Im Sommer 2008 haben wir unter Anleitung von Prof. Tittizer den Hortobágy-Fluss und den daran angeschlossenen Arkuskanal beprobt und somit halbquantitativ die Gewässergüte dieser Gewässer bestimmt.



Pferde Stärken!

Stephanie Caspers

 

Der Einsatz von Rückepferden in Land- und Forstwirtschaft ist weitestgehend aus unserem Alltag verschwunden. Abgelöst wurde er durch hoch spezialisierte Maschinen und wird heute auf den ersten Blick als eine veraltete, ineffiziente Arbeitsweise angesehen.

 

Diese Einschätzung wurde in einer Metaanalyse kritisch hinterfragt und populärwissenschaftlich aufbereitet. Es wurde festgestellt, dass der Pferdeeinsatz vor allem bei der Durchforstung von Rein- und Mischbeständen möglich und rentabel sein kann. Die Nutzung von Rückepferden ermöglicht eine umwelt- und bodenschonende Arbeitsweise, vor allem in sensiblen Bereichen. Ideal ist das Pferd beim Vorliefern von schwachen Hölzern und bei Erstdurchforstungen. Mit einer Tagesleistung von durchschnittlich 3,0-7,5 Efm/Stunde und 50 Efm/Tag und bei Rückegassenabständen von 40 m ist das Vorrücken mit Pferden das schonendste und gleichzeitig wirtschaftlichste Verfahren. Bei Hangneigungen von 50 % ist die Grenze der Geländegängigkeit eines Rückepferdes erreicht. Darüber hinaus wird bei zunehmender Rückeentfernung der Pferdeeinsatz immer unrentabler.

 

Foto: RuF/Schwarzenau

 

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