Aktuelle Projekte


Habitatnutzung wildlebender Wisente

Philip Schmitz, Stephanie Caspers & Klaudia Witte

 

Am 11.04.2013 wurde die erste wildlebende Wisentherde in Westeuropa in die Freiheit entlassen. Erstmals seit mehreren hundert Jahren können die Tiere nun wieder in Freiheit in den Wäldern des Deutschen Mittelgebirges wandern. Diese Landschaft ist jedoch hochgradig von menschlichen Aktivitäten beeinflusst und überprägt und unterscheidet sich stark von derjenigen, in der sich die Tiere entwickelt haben und auf die sie evolutionär angepasst sind.
Im Vergleich mit einer anderen Gruppe Freilebender Wisente wollen wir die für die Raumnutzung ausschlaggebenden Faktoren identifizieren und ein allgemeingültiges Vorhersagemodell für ein Gebiet im Bezug auf die Eignung als Lebensraum für Wisente erstellen.


Mikrohistologischer Bestimmungsschlüssel für Gräser

Philip Schmitz

 

Die Analyse von Pflanzenresten findet seit langem Anwendung in vielfältigen Bereichen. Sie ist nicht nur eine Standardmethode der Ökologie, sondern auch der Archäologie, Paläontologie oder der Forensik. Um Gräser zu identifizieren, eignet sich eine mikroskopische Analyse der Spaltöffnungsmuster auf der Blattunterseite besonders, da diese ein einzigartiges Muster und spezifische Merkmale aufweisen. Sind in einem geeigneten Pflanzenfragment genügend Spaltöffnungen vorhanden, können diese vermessen werden und erlauben eine Artspezifische Bestimmung oder zumindest eine starke Eingrenzung der Zielarten.

Leider sind Bestimmungsschlüssel für diese Charakteristika nur für Arten weniger Regionen erhältlich. Oft werden zwar Sammlungen der Arten angelegt, jedoch nicht publiziert.

Wir besitzen eine Referenzsammlung von mikroskopischen Bildern von über 40 typischen Grasarten aus der Mittelgebirgsregion und haben daraus einen Schlüssel erstellen können. Wir arbeiten derzeit an der validierung der Messergebnisse und werden den Schlüssel sobald wie möglich publizieren, um auch anderen Forschern dieses Werkzeug zugänglich zu machen.


Nahrungsanalytik bei Wildtieren

Philip Schmitz

 

Die Nahrungswahl von (Wild-)tieren spielt oft eine zentrale Rolle in ökologischen Fragestellungen. Im Wildtiermanagement ist es notwendig zu wissen, welches Futter in welchen Mengen angeboten werden muss, im Konfliktmanagement stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang Kulturpflanzen geschädigt werden, in der Ökologie werden beispielsweise Pflanzeninhaltsstoffe, die Qualität von Pflanzenbestandteilen oder Interaktionen zwischen verschiedenen Organismen betrachtet...

Die Nahrungswahl von Wildtieren ist jedoch im Detail sehr schwer zu erfassen. Wisente haben als Gras- und Rauhfutterfresser einen hohen Nahrungsbedarf. Neben krautigen Pflanzen sind sie auch in der Lage, holzige Pflanzenteile aufzunehmen und zu verdauen, was eine wichtige Komponente ihrer Ernährung ausmacht.

Wir haben uns einer nichtinvasiven Analysemethode bedient und aus mehreren hundert Kotproben die Pflanzenfragmente extrahiert und mit mikrohistologischen Methoden im Detail analysiert. Weitere Analysen laufen derzeit. Die Auswertung und Veröffentlichung der Daten werden nach Abschluss dieser Arbeiten stattfinden.


Ethogramm von Wisenten

Philip Schmitz & Stephanie Caspers

 

Jede verhaltensbiologische Aufnahme erfordert einen detaillierten Verhaltenskatalog (Ethogramm) als Vorlage für den Forscher. In diesem Ethogramm sind die grundsätzlichen Verhaltensweisen, die beobachtet werden sollen, eindeutig definiert und ermöglichen so eine Vergleichbarkeit der Beobachtungen zwischen unterschiedlichen Studien. Jede Verhaltensweise wird akribisch beschrieben und möglichst im Bild aufgezeigt, um eine Verwechslung verschiedener Verhaltensweisen auszuschließen.

Der Verhaltenskatalog von Rindern wurde mehrfach definiert, jedoch unterscheiden sich diese Ethogramme zwischen den einzelnen Rinderrassen im Fokus.

Wir erstellen derzeit einen Katalog der Verhaltensweisen eines Wildrindes, des Wisents. Diese Tiere sollen, unbeeinflusst von den Zuchtbedingungen, denen alle Haustierrassen seit Jahrtausenden ausgesetzt waren, als "Archaetypus" dienen und somit die Verhaltensbeobachtungen an dieser Tierart, aber auch zum Vergleich oder Anhaltspunkt bei anderen Rindern, dienen.


Nichtinvasive Stresshormonanalyse bei Wisenten

Philip Schmitz, Stephanie Caspers, Robert Gatzka, Julia Eggermann, Wolfgang Kirchner & Klaudia Witte

 

Alle Lebewesen sind dauerhaft Umwelteinflüssen ausgesetzt. Diese Einflüsse können physischen oder psychichen Stress bedeuten, was jedoch situativ verschieden sein kann und nur in den seltensten Fällen offensichtlich ist. Im Sinne des Tierwohles und um ein erfolgreiches Management von Tieren zu gewährleisten, ist es wichtig, Stressoren erkennen und bewerten zu können.

Eine Kooperation mit der Universität Bochum (Prof. Kirchner, Dr. Eggermann) ermöglichte das Messen von Stresshormonderivaten aus dem Kot der Wisentherde. Die Untersuchungen laufen derzeit noch, jedoch kann bereits gesagt werden, dass sich die Methode (EIA) bei Wisenten anwenden lässt. Die Tiere zeigen ein Grundniveau von Cortisolmetaboliten, das gewissen Schwankungen unterworfen ist. Abweichungen hiervon gehen einher mit Witterungsbedingungen und äußeren Störungen, mit dem Alter und dem sozialen Status der Tiere.


Soziale Strukturen innerhalb einer Wisentherde

Philip Schmitz

 

Rinder haben ein ausgeprägtes Sozialgefüge mit meist linearer Dominanzhierarchie. Dieses System zu kennen ist wichtig für die Haltung von Rindern, denn eine Veränderung der Herde kann drastische Folgen für die verbleibenden Netzwerkstrukturen haben. Durch Nachbarschaftsanalysen der Tiere wurden kontinuierlich Netzwerkstrukturen beobachtet. So konnten Bindungen und Vermeidungen zwischen einzelnen Tieren nachgewiesen und Leittiere identifiziert werden.

Die Analysen und Publikationen der Ergebnisse laufen derzeit.